
von Irina Rolf
Wie Du Klavierstücke gut auswendig lernen kannst !!
Das Auswendiglernen von Klavierstücken ist eine wertvolle Fähigkeit, die nicht nur das musikalische Selbstvertrauen stärkt, sondern auch die künstlerische Freiheit erhöht. Viele Pianisten, ob Anfänger oder Fortgeschrittene, fragen sich jedoch, wie sie ein Stück effizient und dauerhaft im Gedächtnis behalten können. Hier sind einige bewährte Methoden und Tipps, die dir helfen, Klavierstücke erfolgreich auswendig zu lernen.
1. Verstehen statt stumpfes Wiederholen
Bevor du ein Stück auswendig lernst, solltest du dessen Struktur und harmonische Abläufe verstehen. Analysiere die Form, die Tonart, wiederkehrende Motive und Akkordfolgen. Dies hilft dir, das Stück nicht nur mechanisch, sondern auch konzeptionell zu erfassen.
2. In kleine Abschnitte unterteilen
Teile das Stück in kleine Phrasen oder Abschnitte ein. Lerne diese separat und setze sie dann zusammen. Dies verhindert, dass das Gedächtnis nur am Anfang des Stücks stark ist und nachlässt, wenn man sich weiterbewegt.
3. Verschiedene Gedächtnisarten nutzen
Nutze nicht nur das motorische Gedächtnis (Fingerbewegungen), sondern auch:
- Visuelles Gedächtnis: Versuche, dir die Noten oder die Tasten vorzustellen.
- Auditives Gedächtnis: Höre das Stück innerlich oder singen es.
- Analytisches Gedächtnis: Erinnere sich an harmonische Strukturen oder Formanalysen.
4. Auswendig lernen, bevor es flüssig gespielt wird
Viele machen den Fehler, erst das Stück perfekt zu spielen, bevor sie versuchen, es auswendig zu lernen. Stattdessen kann es hilfreich sein, bereits während des Lernprozesses aktiv auswendig zu spielen.
5. Von verschiedenen Startpunkten aus spielen
Um Blackouts zu vermeiden, sollten Sie nicht nur von Anfang an spielen, sondern von verschiedenen Punkten im Stück starten können. Dies gibt Sicherheit und verhindert, dass Sie immer wieder von vorne anfangen müssen.
6. Ohne Klavier visualisieren
Versuche, das Stück mental durchzugehen, ohne es zu spielen. Dies stärkt die Vorstellungskraft und hilft, es unabhängig von den Fingerspeicherungen im Kopf zu behalten.
7. Langsames Spielen und Variationen nutzen
Spiele das Stück absichtlich langsam, verändern Sie das Tempo oder spiele nur mit einer Hand. Diese Methoden helfen, das Gedächtnis nachhaltig zu festigen.
8. Regelmäßig wiederholen
Vergessen ist ein natürlicher Prozess. Wiederhole das Stück in regelmäßigen Abständen, insbesondere nachdem es eine Weile nicht gespielt wurde.
9. Unter Druck testen
Spiele das Stück vor anderen oder nehmen Sie sich selbst auf. Dies simuliert eine Auftrittssituation und hilft, es sicher abrufen zu können.
10. Anekdoten und Besonderheiten zum Auswendiglernen
Das Auswendiglernen von Klavierstücken hat eine lange Geschichte und viele große Pianisten hatten ihre eigenen Methoden:
- Franz Liszt konnte Stücke nach einmaligem Hören auswendig spielen. Es wird erzählt, dass er nach einem Paganini-Konzert dessen Musik direkt am Klavier nachspielte.
- Sergei Rachmaninow hatte trotz seiner technischen Meisterschaft oft Angst vor Gedächtnislücken und vertraute auf intensive Wiederholung.
- Clara Schumann revolutionierte das auswendige Spielen im Konzert, indem sie sich stark auf Visualisierung und analytisches Denken stützte.
- Arthur Rubinstein riet, sich bei Blackouts nicht zu verzweifeln, sondern einfach “etwas Schönes zu improvisieren”.
- Früher war das Auswendigspielen ungewöhnlich, bis Liszt es im 19. Jahrhundert populär machte und damit eine neue Konzertkultur begründete.
Zusammenfassung
Das Auswendiglernen von Klavierstücken erfordert Geduld, Systematik und eine Kombination verschiedener Gedächtnisstrategien. Indem du das Stück analysierst, in Abschnitte unterteilst und verschiedene Lernmethoden kombinierst, wirst du langfristig sicherer im auswendigen Spielen. Diese Anekdoten zeigen, dass auch die größten Pianisten Herausforderungen beim Auswendiglernen hatten – aber mit der richtigen Technik kann jeder daran wachsen. Viel Erfolg beim Lernen!
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